Die Sucht am billigen Konsum
Sie lässt uns offenen Auges in den Abgrund rasen –
Immer wieder habe ich mich gefragt, warum die Ausbeutung und Verwüstung unserer Welt weiter und weiter fortschreitet, obwohl schon so viele Menschen aufgewacht sind und Veränderung verlangen. Es war mir lange schleierhaft und ich habe sie wie viele andere vor mir als eine unglückliche Verkettung von Umständen begründet oder auch mit fehlender Information in Zusammenhang gebracht. Aber nein, die Wurzel unseres Dramas ist ganz einfach:
Es ist die Sucht am billigen Konsum
Nach außen hin herrscht ja die Theorie vor, die da oben sind an allem Schuld.
Die schmählichen Politiker, die gierigen Manager und ganz allgemein „die da in Brüssel“, die richten es sich.
Mit dieser Aussage kann man allseits breite Zustimmung ernten. Hierbei herrscht Schulterklopfen und Einigkeit.
Die da oben sind die Bösen, wir da unten sind die Guten.
Wir, das Volk. Wir tun das Gute, das Schlechte lassen wir.
Freunderlwirtschaft und der Blick auf unseren eigenen Vorteil sind uns fremd,
wir sind gerecht und ausgeglichen.
Ja? Wirklich?
Natürlich nicht. Wenn dem so wäre, hätten schon viele Proteste erfolgreich geendet und die Macht der Konzerne hätte nicht dieses beherrschende Übermaß erreicht.
Wir haben nicht die notwendige die Kraft zum Verzicht.
Die da oben und wir da unten haben einen gemeinsamen Begleiter:
die Sucht am billigen Konsum.
Wir sind informiert über die Qualen der Tiere in den Tierfabriken, über die dramatischen Arbeitsbedingungen von Arbeitern und Arbeiterinnen nicht nur in Asien sondern erfahrungsgemäß überall. Wir sind fundiert aufgeklärt über die Zerstörung durch Monokulturen und über die blutigen Kämpfe um Energie und technischen Vorsprung.
Aber genau zu dem Zeitpunkt, da wir aus unserem klaren Wissen entsprechende Taten folgen lassen sollten, versagen wir schmählich.
Die Sucht, die Besessenheit, die Abhängigkeit und die Schwäche sind stärker als unsere Moral und unser Verantwortungsbewusstsein.
Trotz dieser fast allumfassenden Information – und das ist das Schockierende, kaufen wir weiter ungeniert ein in sogenannten Supermärkten, deren Preise eine natur-, tier- und pflanzengerechte Produktion absolut ausschließen. Wir erkennen deutlichst, dass die Fertigung unserer Kleidung, Möbel und der gesamten Technik, die wir zu Spottpreisen kaufen, auf kaum vorstellbarer Unterdrückung und Ausbeutung beruht. Und täglich buchen wir Flüge in alle Teile der Welt, um allen nichtmarktwirtschaftlichen und einfacher lebenden Kulturen hämisch unsere Überlegenheit zu präsentieren. Dorthin wo „uns das Leben fast nichts kostet und die anwesende Dienerschaft trotzdem untertänig lächelt“. Dazu noch mit der heuchlerischen Fratze der gespielten Naturliebhaber beim Strand- oder Waldspaziergang dort.
Ja, als beharrlicher, unaufhörlicher Konsument, der gnadenlos die Preise vergleicht und zu seinem Vorteil abwägt, als hartnäckiger, schnäppchenjagender Kunde fördern wir alles, was uns als intelligenter Mensch maßlos empört.
Es ist eindeutig: unsere dekadente Schizophrenie und unsere scheinbar unbezwingbare Sucht sind übermächtig.
Ja, die Sucht, die Sucht am billigen Konsum, sie lässt uns offenen Auges in allgemeiner Übereinstimmung in den Abgrund rasen.
Sie und die dadurch entstandenen globalen Konzerne sind zwei der hauptverantwortlichen Zeichen unseres historischen Zusammenbruchs, unserer nicht vollzogenen Wandlung und Umkehr auf dem Weg in die Finsternis.
Einen einfachen Ausweg gibt es nicht.
Einzig und allein die unermüdliche Arbeit an uns selbst, die Vision vom Himmel auf Erden und der innige Wunsch würdige Mitarbeiter bei dieser Entfaltung sein zu dürfen scheinen die einzigen Anhaltspunkte zu sein, die uns persönlich auf den entscheidend richtigen Weg bringen können.
2 Antworten
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[…] Weltwirtschaft genannt wird, auch nur peripher zusammenhängt. Hierzu gibt es abgesehen von der Sucht am billigen Konsum diverse Zwänge und Hinhaltungen, die jeden Ausweg aus dieser Notfall-Sackgasse zu versperren […]